Eine zündende Idee und eine solide Planung alleine reichen nicht, um ein Geschäft zu gründen und sich selbständig zu machen. Der oder die Gründer benötigen ebenfalls Eigenkapital und Geld von Kapitalgebern wie Banken, damit die geplanten Investitionen getätigt sowie Werkzeuge und Materialien gekauft werden können. Daneben muss die Liquidität des Betriebs gewährleistet sein. Hier erfahren künftige selbständige Handwerker, welche Möglichkeiten es gibt, um an das nötige Kapital zu kommen, was die Eigenkapitalquote ist, warum sie bei der Aufnahme eines Kredits oder der Gewährung eines Darlehens für den Kapitalgeber wichtig ist und wie hoch sie mindestens sein sollte.
Was ist Eigenkapital?
Bei der Gründung ist das Eigenkapital jenes Kapital, das der Inhaber eines Unternehmens aus der eigenen Tasche aufbringt. Im Laufe der Jahre kommen zu diesem Geld noch die Reserven hinzu. Das ist jener Gewinn, den sich ein Geschäftsinhaber nicht auszahlen lässt, sondern der im Geschäft verbleibt.
Bei einer AG etwa ist das Eigenkapital jenes Geld, das die Gründer oder später auch andere Personen für die einzelnen Aktien der AG bezahlen. Es entspricht dem Nennwert aller Aktien und wird Aktienkapital genannt. Bei der Gründung muss das Aktienkapital 100.000 Franken betragen. Bei der GmbH heisst es nicht Aktien-, sondern Stammkapital und beträgt mindestens 20.000 Franken.
Warum ist die Höhe des Eigenkapitals bei der Kreditvergabe für die Kapitalgeber wichtig?
Das Eigenkapital steht den Gläubigern zur Verfügung, wenn ein Unternehmen Konkurs anmelden muss. Je höher die Eigenkapitalquote in einem Betrieb ist, desto geringer ist das Risiko für die Gläubiger.
Was ist die Eigenkapitalquote und wie hoch sollte diese sein?
Das Gesamtkapital besteht aus Eigenkapital und aus Fremdkapital. Der Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital ist die Eigenkapitalquote. Eigenkapitalquoten von mindestens 30 Prozent von gelten bei Handwerksbetrieben als gesund und normal. Ihre übliche Höhe ist aber von der Branche abhängig und ist sehr unterschiedlich.
Eine Finanzierung rein aus Eigenkapital hat auch Nachteile für Unternehmer
Wird ein Geschäft rein aus Eigenkapital finanziert, fallen natürlich auch keine Kosten für Zinsen an. Es kann so aber zu Liquiditätsengpässen kommen, da solche Finanzierungen meist sehr knapp berechnet werden. So muss im Notfall, etwa bei zeitweilig ausfallenden Einnahmen, Fremdkapital aufgenommen werden, das oft teurer ist, als wenn ein Teil des Kapitals zum vorne herein mit einem Darlehen oder einem langfristigen Bankkredit aufgenommen wird. Weiter ist die Höhe des Eigenkapitals massgebend für die Steuern.
Welche Möglichkeiten zur Eigenkapitalbeschaffung gibt es?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Eigenkapital zu beschaffen. Das Eigenkapital muss nicht zwingend als Bargeld zur Verfügung stehen. Es kann zwar nicht durch Eigenleistungen beschafft, jedoch durch Sacheinlagen geleistet werden. Das bedeutet, dass beispielsweise ein Wagen oder eine vorhandene Maschine aus dem Privatbesitz an die Unternehmung übertragen wird. Der Wert dieses Gegenstandes entspricht der Höhe der Sacheinlage.
Gibt es vielleicht eine Person im Umfeld, das sich am neuen Unternehmen beteiligt? Die Summe, die damit zur Verfügung gestellt wird, zählt ebenfalls zum Eigenkapital. Statt Zinsen erhält die Person, die sich am Unternehmen beteiligt, keine Zinsen, sondern einen Anteil am Gewinn.
Reichen die eigenen Ersparnisse und die möglichen Sacheinlagen nicht aus, wird gerne das Eigenkapital durch einen Bezug von Pensionskassenkapital finanziert. Das hat den Nachteil, dass dieses Geld später im Alter fehlt.
Tipps bei der Auszahlung von Pensionskassenguthaben:
- Eine Absprache mit dem Ehepartner ist nötig. Falls dieser die Einwilligung nicht gibt, ist ein Vorbezug von Pensionskassenguthaben nicht möglich.
- Der Bezug muss bei der Gründung der Firma, jedoch auf jeden Fall innerhalb eines Jahres seit der Aufnahme der selbständigen Tätigkeit vorgenommen werden.
- Jüngere Unternehmer sollten so rasch als möglich mit dem erneuten Aufbau einer Altersvorsorge beginnen, ältere Neuunternehmer sollten sich hingegen gut überlegen, ob sie ihre spätere Rente aufs Spiel setzen wollen und allenfalls zu Fremdkapital greifen und das Geld in der Pensionskasse belassen.
Welche Möglichkeiten zur Fremdfinanzierung haben künftige selbständige Handwerker?
Der Bund und die einzelnen Kantone fördern mit Fördergeldern und teils mit Gründungsdarlehen den Schritt in die Selbständigkeit. Künftige selbständige Handwerker sollten auf jeden Fall versuchen, auf diese Weise einen Teil des benötigten Geldes für die Gründung ihrer Unternehmung zu erhalten und mit den zuständigen kantonalen Behörden Kontakt aufnehmen.
Weiter kann natürlich in vielen Fällen ein Teil des benötigten Kapitals mit einem Bankenkredit finanziert werden. Dazu müssen Sicherheiten vorhanden sein. Weiter können sich Unternehmer stets überlegen, ob sie eine grössere Investition, etwa für einen Firmenwagen oder eine Maschine, über ein Leasing besorgen können, bei dem dann jeden Monat eine Leasinggebühr fällig wird. Die Kosten für ein solches Leasing sind jedoch oftmals höher als die Zinsen, die für einen Bankkredit bezahlt werden müssen.